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Man kann von der Rechtschreibreform halten, was man will: Dem Buchmarkt hat sie manchen Impuls gegeben. Das gilt für die zahlreichen Untersuchungen und Streitschriften zum Sinn und Unsinn der Neuregelungen als auch für Wörterbücher, die in dieser Umbruchszeit in kurzen Abständen erscheinen, und die jeweils den aktuellen Stand nicht nur des Regelwerks selbst, sondern auch der Diskussion widerspiegeln. Der Wahrig ist einer der Klassiker der deutschen Wörterbücher. Allein deshalb gehört diese Jubiläumsausgabe in das gut sortierte Bücherregal eines ernsthaft am Stand des Deutschen Interessierten.
Dem Regelteil ist außer einer ausführlichen Dokumentation der neuen Regeln samt Erläuterungen ein kurzer Überblick über die Geschichte der Rechtschreibung beigegeben. Daraus erfahren wir, dass nicht nur die sich immer noch vollziehende Rechtschreibreform von 1996 ein sehr umstrittenes Unterfangen war, sondern, dass mit ähnlichen Argumentationsmustern bereits um die Rechtschreibreform zu Beginn des letzten Jahrhunderts gestritten wurde.
Die damalige Diskussion würdigend schrieb der große Konrad Duden in der 1902 vorgelegten 7. Auflage des Orthographischen Wörterbuchs der deutschen Sprache: "Wer das vorliegende Ergebnis der gemeinsamen Arbeit von Regierungen und Fachmännern mit Billigkeit beurteilen will, der muß sich vergegenwärtigen, welche Aufgabe zu lösen war. Das zunächst und vor allen Dingen zu erstrebende Ziel war die Einheit der Rechtschreibung."
Dieses Ziel war auch erklärtes Leitziel der jüngsten Reform. Erreicht ist dieses Ziel bis heute nicht. Vom Gegenteil kündet weniger das Verzeichnis orthografischer Varianten als vielmehr die in manchem disparate Praxis: So haben manche Verlage das neue Regelwerk noch nicht übernommen. Manche sind ausdrücklich und (angeblich) auf Dauer zu den alten Regeln zurückgekehrt, wie etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Ob zu Recht oder Unrecht, darüber kann nur urteilen, wer sich ausführlich mit der Schreibung auseinandersetzt. Und dazu bietet dieser Band eine profunde Grundlage. Überhaupt dürfte in gebildeten Kreisen die "Lektüre" deutscher Wörterbücher lange nicht so verbreitet gewesen sein wie heute.
Zur Lektüre und natürlich vor allem zum Nachschlagen ist auch dieser Wahrhig wieder eines der deutschen Wörterbücher erster Wahl. --Alexander Dohnberg
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